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Dienstag, 17. September 2013

Das Weinviertel und das Leben im Bauernstand

Dieses Wochenende stand ein Besuch im Museumsdorf in Niedersulz an. Zu bewundern gibt es dort Bauernhäuser und auch wunderschöne Gärten aus dem Weinviertel aus längst vergangenen Zeiten.


Niedersulz im Weinviertel


Bis jetzt hab ich das Dörfchen immer im Sommer besucht, wenn alles schön bunt blüht. Diesmal war es ein interessanter Vergleich mal alles im Herbst zu sehen. Und während ich euch die schönen Bilder zeige, erzähle ich ein bisserl vom Leben auf dem Lande einst und jetzt.


Bemalung auf einer Parkbank


Ich habe mich schon immer gefragt, warum die Menschen sesshaft wurden. Die Wissenschaft ist sich über die Antwort dieser Frage auch noch nicht so einig. Ist ja auch schwer, wir können sie ja nicht mehr fragen. :-)
Zumindest gibts ein paar Anhaltspunkte.


Dorfimpression in rosa und rot

Wir wissen, dass die Menschen vor ungefähr 15.000 Jahren beschlossen haben, den Beruf "Jäger und Sammler" an den Nagel zu hängen und Bauer zu werden.

Na ja, so schnell gings natürlich nicht. Der Prozess hat mehrere tausend Jahre gedauert und ist noch nicht mal abgeschlossen. Die Buschmänner in Afrika leben zum Beispiel bis heute als Jäger und Sammler. Zumindest die wenigen, die von der Eroberung der westlichen Welt verschont blieben.

Aber warum denn jetzt?

Eine Theorie ist zum Beispiel, dass die Eiszeit zu Ende ging und es wärmer wurde. In Mesopotamien wurde es so trocken, dass nur mehr wenige Oasen mit Wasser und Nahrung übrig blieben. Dort ließen sich die Menschen nieder.





Weinpresse - museumsreif

Auch aufgrund des Klimawandels wurde das Wild immer weniger, was die Menschen dazu zwang, sich nach anderen Nahrungsmittel umzusehen.

Da kam das Getreide gerade recht. Nicht nur in Mesopotamien, auch in Asien zum Beispiel.

Das Getreide und die Viehhaltung brachten aber auch jede Menge Veränderungen in der Gesellschaft mit sich. Zum ersten Mal wurde die Nahrung nicht mehr geteilt. Aus dem bestellten Weizenfeld wurde "mein" Weizen. Besitz und Handel fanden Einzug in die Welt und weil da Streitigkeiten vorprogrammiert waren, erfanden die Menschen auch den Krieg während der neolithischen Revolution.

Alles in allem muss es aber doch positive Auswirkungen gehabt haben, sonst wären die Menschen ja nicht dabei geblieben. So ein eigener Bauernhof bietet ja auch Sicherheit vor Wind und Wetter.




Interior aus vergangenen Zeiten

Das Weinviertel ist eins der ältesten besiedelten Gegenden in Österreich. Es gibt Funde aus der Altsteinzeit, als die Menschen noch als Jäger und Sammler lebten. Der Fundus wird immer größer, wenn man sich der Jungsteinzeit nähert. (ca. 5.000v.Chr.)

Keramiken gibt es aus Grafensulz, Wetzleinsdorf und Laa/Thaya. In Gaweinstal stehen ein paar Hügelgräber aus der Bronzezeit herum (2000v.Chr.)

Aus der Eisenzeit (ca.750v.Chr.) sind Münzen, Schmuck und Eisenverhüttungsanlagen, zum Beispiel in Ladendorf, erhalten.

Tja und dann kamen die keltischen Stämme, die im für damalige Verhältnisse, dicht besiedelten Weinviertel hausten, zumindest bis zur Ankunft der Römer.


Aber warum nun ausgerechnet war das Weinviertel so dicht besiedelt? -> Ein Grund war der fruchtbare Boden, der sich leicht bewirtschaften ließ. Auch wenn es damals noch viel mehr Wälder gab als heute. Die Bernsteinstraße führte auch durch diese Gegend, was Reichtum durch Handel bedeutete.


kleines Päuschen Kaffee und Apfelstrudel


Blümchen im Vorgarten

Aus der Zeit der Völkerwanderung (also um 600n.Chr.) sind einige Gräberanlagen der gotischen Oberschicht erhalten. Zum Beispiel in Untersiebenbrunn und Laa/Thaya.  


Mit Karl dem Großen kamen dann die Franken und ab der Jahrtausendwende kann man davon ausgehen, dass das ganze Weinviertel flächendeckend besiedelt war.


Der gute Napoleon kam 1805 nach Hollabrunn. Allerdings nicht um Weinviertler Veltliner zu trinken, sondern um gegen die russisch-österreichischen Truppen zu kämpfen. Leo Tolstoi hat die Schlacht von Hollabrunn detailreich in Krieg und Frieden beschrieben.





Teddybärchen im Herrenzimmer

Käferle

Aber nun zurück zum Leben auf dem Lande. Ab dem 8.Jahrhundert gab es die Dreifelderwirtschaft. Das heißt Winter- und Sommergetreide und einer Brache, damit sich der Boden wieder erholen kann. 

Es gehört übrigens ins Reich der Legende, dass sich die Menschen früher hauptsächlich von Fleisch ernährt haben. Tierhaltung wurde nur im kleinen Rahmen betrieben, das Hauptnahrungsmittel war der Getreidebrei für die Armen und das Brot für die Reichen. 

Nachdem man Amerika entdeckt hat und festgestellt hat, dass es zwar nicht Indien ist, aber dennoch reich an tollen Schätzen, hat man angefangen, die dort einheimische Bevölkerung auszurauben und umzubringen und das geraubte nach Europa zu transportieren. Das Gold kam in die Schatzkammern und die Früchte aufs Feld. Kartoffel, Mais, Tomate,.. alles alte Amerikaner





Traktor für alle Fälle

Nachdem man im 18.Jahrhundert immer mehr technische Geräte erfand, wurde das Bauernleben einfacher und der Ertrag größer. Damit wuchs auch die Bevölkerung.


letzte Ruhestätte

Im Mittelalter gehörten der Bauernstand zum dritten Stand. Also nix mit der romantischen Vorstellung des Bauernhofes im Mittelalter. Dem Adel gehörte das Land, die Ernte und auch der Bauer. Er war völlig rechtlos und war total abhängig von der Großzügigkeit oder dem meistens genauen Gegenteil seines adeligen Besitzers.

alter Karren

am Brunnen vor dem Tore


Selbst die Eheschließung oblag der Zustimmung des Adeligen Bauernbesitzers.

Kinder gabs meist viele, denn man brauchte ja die Arbeitskräfte am Hof. Viele erreichten jedoch nie das Erwachsenenalter, da es ja weder Krankenhäuser noch moderne Medizin gab. Eine kleine Zahnfleischentzündung konnte bereits ein Todesurteil sein.

Apropos Zahnmedizin: Im Mittelalter waren die Zähne der Menschen meist besser als heute. Warum? -> siehe oben unter Ernährung. Es gab ja noch keinen Zucker und Produkte daraus, die die Zähne hätten kaputt machen können.

Das Durchschnittsalter zu Beginn des Mittelalters lag bei 25, später dann stieg es auf 50, was auch noch nicht sehr viel war.





kleine Biene im Landeanflug

Das Bauernhaus war meist spärlich eingerichtet. Die eine Hälfte diente natürlich als Scheune und Stall. Und dann gabs noch die gute Stube, in der nicht nur der Herd stand, sondern von Bauer, Bäuerin, Kind und Hund alles schlief. Auf Holzbänken, Pritschen und was sich so halt fand.

In reicheren Bauernhäuser gabs auch mal Schlafzimmer, aber die waren unbeheizt und daher meist saukalt.

Erst nach den Bauernaufständen, vor allem im Revolutionsjahr 1848, begann sich die Lage der Bauern zu verbessern.


ich glaube, ich möchte tauschen..

So und am Ende meiner Geschichte angelangt, gibts noch ein kleines Zitat eines Herrn Rosegger, das uns ein bisserl zu denken geben sollte:

Ach, wenn man nie und nie einen Mangel zu leiden hat, wie wird man da arm. Und wie war ich so reich damals, als ich arm war. - Peter Rosegger (Als ich noch der Waldbauernbub war)

Ich hoffe, meine kleine Führung durch die Geschichte des Weinviertels und der Landwirtschaft hat euch ein wenig gefallen und ich sehe euch beim nächsten Post wieder.
eure
Sa-Bine




weise Worte zu guter Letzt..